Es war umwerfend und überwältigend.
Wenn man es schafft, den Kopf auszumachen, ist es eine perfekte Show.
Alle Bedürfnisse eines Mainstream ABBA-Fans werden über die Maßen erfüllt.
Die Grafik ist üppig, die Dynamik der Bildfolgen ist wohl komponiert. Ein Bilderrausch, der dich komplett einhüllt.
Überlebensgroße ABBAtare, auf dem Weg ins Olymp.
Die Stimmung in der Arena war euphorisch und ich machte mir Sorgen um jemand, der evtl. bald in Ohnmacht fällt, weil sie so emotional geflasht war.

Das Intro mit The Visitors war sehr passend zur Bildästhetik, die Kostüme unwirklich schön und detailliert. Sehr wirkungsvoll.

Und es bleibt nicht bei Projektion, parallel dazu fährt eine gigantische, raumgreifende Mechanik aus Spiegeln und Lasern eine orchestrierte Lichtshow, die immer organisch zu Musik und frontaler Darstellung bleibt.
Technische Perfektion, die überwältigen will und das auch schafft.

Altbekannte Ikonographie, die Bilder, von ihrer Lieblingsband, die alle in ihren Herzen tragen, wird leicht variiert ins überlebensgroße Format gehoben.
Das muss jedes Fanherz erbeben lassen. Das geht gar nicht anders und so ging es auch mir.

Ich kann es jedem nur empfehlen, sich diese Show auch anzusehen. Sie tut ihre Wirkung, ob man will oder nicht.
Zu professionell ist alles darin ausgearbeitet, zu perfekt spielen alle Gewerke ineinander: die Kostüme, die CGI-Grafik, die rauf und runter fahrenden Spiegel, die über-lebensecht idealisierten Abbatare usw.

Dabei kann man zu leicht übersehen, dass auf der Bühne auch noch echte Musiker stehen, die routiniert in typischer Musicalbesetzung brav alle Hits von Abba spielen.
Bei "Does your Mother know" dürfen sie sogar kurz selbst die Bühne übernehmen, was ein angenehmer Kontrast ist zur Bildgewalt der Projektionen,
es legt aber gleichzeitig auch offen, was diese Konzert von anderen Konzerten unterscheidet.

Nicht die Musik, sondern die Optik steht an erster Stelle. Das Berührt-werden, die leisen Töne, das neugierige Entdecken ungewöhnlicher Interpretationen von Musik,
was Konzerte so besonders machen könnte, all das findet hier nicht statt. Das Konzert setzt voraus, dass man eh alle Titel kennt.
Es ist für Abba-Fans gemacht, die ihren Idolen bei der Apotheose zuschauen möchten.

Die fixe Form ergibt sich aus den vorgerechneten Grafiken und aus den Archivaufnahmen des Gesangs von Agnetha und Frida. Da bleibt kein Raum für Spontanität.
Ich hab das leise Gefühl, dass ich mir für den akustischen Part mehr Aufwand gewünscht hätte, damit er mit der Grafik mithalten kann. Der Sound war leicht angezerrt und wenig detailreich.

Es könnte aber gut sein, dass der Sound auf den Sitzrängen wesentlich besser ist als ganz vorne, wo ich relativ zentral stand.
Ein paar mehr Musiker und Instrumente hätten es für mich auch sein dürfen. Echte Flöten und Streicher usw.
Statt dessen wird das alles synthetisch durch zwei Musiker aus der Konserve gespielt, so wie es eben auch Standard bei Musicalproduktionen ist.

Aber vermutlich war ich wieder der einzige im Saal, dem das auffällt.

Unterm Strich ist es das größte virtuelle Showspektakel auf dem Planet Erde, das man zur Zeit anschauen kann.

Würde ich mir das nochmal anschauen? Ja, unbedingt.

Der 8-Jährige Abba-Fan in mir war total aus dem Häuschen. Insbesondere , weil zur Krönung auch noch die vier echten Abbas am Schluss von der Bühne gewunken haben. Das war schon sehr berührend.

Und so hatte der Musikkritiker und Feuilltonist in mir wenig zu melden. Vielleicht melden die sich später nochmal zu Wort, wenn man sie den lässt.

Das mit dem Musical bezieht sich nur auf die Größe der Besetzung der Band und ist nicht inhaltlich gemeint.